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Eurovision bildet nach der Ausstellung Monte Video Europa in der Kunstallianz 1 Berlin 2004 den zweiten Teil eines Werkzyklus von FUTURE7 vor dem Hintergrund der europäischen Osterweiterung Anfang Mai 2004. In Ekaterinburg werden zwei großformatige Gemälde (je ca. 180 x 300 cm, Acryl auf Leinwand) und eine Videoarbeit zu sehen sein, die speziell für diese Ausstellung angefertigt wurden. In den Gemälden "Eurotale", "Talisman" und der Videoarbeit "Eurovision" werden die geografischen, politischen und sozialen Veränderungen, die mit der Aufnahme der zehn Beitrittskandidaten in die Europäische Union verbunden sind, abstrahiert und in eine malerische Form überführt. Im Anschluss an Monte Video Europa bietet Eurovision nicht nur eine zeitbezogene Auseinandersetzung mit dem aktuellen Thema der europäischen Erweiterung, sondern wirft auch die Frage nach der Selbstpositionierung Russlands gegenüber Europa auf. Diese wird von dem "Tor nach Asien" aus, dem geografisch östlichsten Punkt Europas, unter politischen und kulturellen Gesichtspunkten betrachtet. Dabei greift die Ausstellung in Russland in jüngster Zeit häufig diskutierte Themen auf. So bezieht sich die Arbeit "Eurotale" auf die Kapitalmarktentwicklung in Osteuropa. Zugleich stellt sie eine Möglichkeit dar, Kunst und Kapital zu verknüpfen, eine Kombination, die in Russland auf dem Hintergrund eines kaum funktionierenden Kunstmarktes bisher für unvereinbar gehalten wurde.

In Ekaterinburg im Ural, wo eine Gedenktafel die geografische Grenze zwischen Asien und Europa markiert, werden im Zuge der Osterweiterung Europas außerdem neue Aspekte der Identität und des Selbstverständnisses Russlands diskutiert. Wurde Russland bisher meist als das Andere Europas und in starkem Gegensatz zu ihm gesehen, wie Boris Groys es unter anderem in seiner Essaysammlung "Die Erfindung Russlands" hervorhob, so fordert die durch die EU-Erweiterung hervorgerufene direkte territoriale Nähe eine Neueinschätzung dieses Verhältnisses. Der bereits mehrere Jahrhunderte von Petr Tschaadaev Anfang des 19. Jahrhunderts bis hin zu Groys in der heutigen Zeit geführte Diskurs über das Verhältnis zwischen Russland und Europa erhält somit neue Impulse.
Zur Ausstellung in Ekaterinburg erscheint ein zweisprachiger Katalog mit Texten von Anna-Catharina Gebbers, Alisa Prudnikova und einem Interview der Kuratorin mit den Künstlern.
Sandra Frimmel, Kuratorin


Zentrum für zeitgenössische Kultur ZSK Ekaterinburg, 2004
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